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Name des Monuments:

Kath. Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus

Ort:

Götzens, Tirol, Bezirk Innsbrucker Land, Österreich

Contact DetailsKath. Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus
Kirchplatz,
A-6091 Götzens
T : 0043-523432229
F : 0043-05234322294
E : pfarramt.goetzens@aon.at
Kath. Pfarramt Götzens (Responsible Institution)

Datierung des Objektes:

1772-1775; Weihe 1780; Datiert am Turm (Zwiebelhaube) 1775

Künstler:

Architektur und Entwurf des Stucks: Franz Singer (1724-1789)
Altäre: Johann Schnegg (1724-1784)
Fresken: Matthäus Günther (1705-1788)
Hochaltar: Franz Anton Maulpertsch (1724-1796, Werkstattarbeit)

Bezeichnung / Denkmalgattung:

Sakralbau (Pfarrkirche)

Bauherr(en):

Pfarrei Axams, Diözese Brixen

Geschichte:

Im 18. Jahrhundert kommt es zu Bestrebungen nach Unabhängigkeit von der Pfarrei Axams, 1736 wird ein Pfarrer angestellt. Neubau der Pfarrkirche in der Ortsmitte 1772 nach den Plänen des „Bauersmanns, Maurermeister und Stukkatorers“ Franz Singer. Die Weihe durch den Brixener Fürstbischof Joseph Graf Spaur erfolgte am 24. Juni 1780. 1786 wird Götzens selbständige Pfarrei.

Beschreibung:

Der nach Süden ausgerichtete Bau besteht aus einer Reihung von drei zentralisierten Raumeinheiten, eingeleitet durch ein Vorjoch mit Empore. Die von Flachkuppeln überwölbte Raumfolge verjüngt sich gegen den Chor schrittweise, wobei vorspringende gerundete Wandpfeiler eine fließende Überleitung zwischen den Abschnitten bilden. In der Gesamtsicht ergibt sich so ein prachtvoll gestaffelter Prospekt, in dem vor allem die Abfolge der fünf Altäre inszeniert wird. Die von feinem Rocaillenstuck gerahmten Fresken sind ein Spätwerk des Augsburger Akademiedirektors Matthäus Günther in besonders klaren, leuchtenden Farben.

View Short Description

Götzens ist der Höhepunkt unter den Tiroler Pfarrkirchen des ausgehenden Rokoko. Bau und Ausstattung sind von erstrangiger Qualität, sozusagen aus „einem Guss“, wohl weitgehend nach Gesamtentwurf des Baumeisters Franz Singer, in kurzer Zeit entstanden. Insbesondere der kulissenartige „Theaterprospekt“ fasst Architektur, Stuck, Altäre und die exzellente Freskomalerei Matthäus Günthers in ein harmonisches Gesamtbild zusammen.

Wie wurde das Monument datiert:

Archivalisch und durch Bezeichnung am Turmhelm “FS 1775 PM” (gemeint: Franz Singer und Peter Mayr, der Zimmerer)

Special features

Fassade und Turm

Außenbau, Nordansicht

1772-1775

Franz Singer, Johann Schnegg und Matthäus Günther

Die Fassade bildet zusammen mit dem Westturm ein reizvolles Ensemble, wohl stark vereinfacht nach dem Vorbild der Doppelturmfassade der Wiltener Pfarrkirche. Die wenigen plastischen Elemente der Architektur – Gesimse, Schweifgiebel und Portalädikula - werden durch Malerei und Skulptur ergänzt. Im Giebelfeld eine Ecclesia triumphans, gemalt von Günther, dazu die Kirchenpatrone in den Nischen der Fassadenwand von Schnegg (Bedeutung: die siegreiche, auf Petrus und Paulus gegründete katholische Kirche).

Deckenbild: Wettstreit des Magiers Simon mit Petrus und Paulus

Nördliches Kuppelgewölbe

1775

Matthäus Günther

Der Triumph über das Böse und den Unglauben, der häufig die Bildprogramme von Barockkirchen einleitet, ist hier der Geschichte der beiden Kirchenpatrone entnommen: Die Apostel erweisen vor allem Volk die Wahrheit des christlichen Glaubens, das Böse wird in Gestalt des Magiers vernichtet. In einem perspektivisch vielschichtig aufgebauten Raumbild werden verschiedene, auch architektonisch unterschiedene Ebenen auf virtuose Weise zu einer Gesamtschau gebracht – die Irrationalität des späten Rokoko in klarster, reinster Farbigkeit.

Hochaltar

Chorraum

ca. 1775-1776

Johann Schnegg und Franz Anton Maulpertsch (Zuschreibung)

Der möglicherweise von Schnegg entworfene Hochaltar bildet mit seinem Prospekt aus dunkelrot marmorierten Säulen den Zielpunkt der Raumflucht. Das qualitätvolle Altargemälde könnte von Maulpertsch stammen, der um diese Zeit den Riesensaal in Innsbruck ausgemalt hat. Die glanzpolierten weißen Skulpturen, die sich gegenüber der Buntfarbigkeit des Kirchenraums deutlich abheben, stellen unter anderem die Brixener Bistumspatrone dar. Die monumentalen und dennoch eleganten Figuren sind von beachtlicher Qualität.

Kanzel

Langhaus-Ostseite, Mittelpfeiler

1775

Franz Singer

Die frei über einen Holzkern stuckierte Kanzel zählt zu den bemerkenswertesten Rokokokanzeln im ganzen süddeutschen Sprachraum. Vor allem der aufragende Schalldeckel mit seinen frei wie Wellen emporschlagenden Rocaillen, ist ein außergewöhnliches Meisterstück der Stuckateurskunst. In die Rocaillen des Deckels fügen sich die Symbole für die Predigt – Gesetzestafeln, Flammenschwert und Geisttaube – ein, während der Kanzelkorb rein ornamental gestaltet ist.

Literaturauswahl:

Frodl-Kraft, Eva, Tiroler Barockkirchen, Innsbruck 1955, S. 44f.
Schaelow, Karen, Götzens, Pfarrkirche St. Petrus und Paulus, Passau 1994 (= Peda-Kunstführer Nr. 74)
Matthäus Günther 1705-1788. Festliches Rokoko für Kirchen, Klöster, Residenzen. Gedächtnisausstellung zum 200. Todestag 1988 in Augsburg, München 1988, S. 355 f.
Amann, Klaus, Franz Singer (1724-1789) von Götzens, Baumeister, Maurermeister, Stukkator. Diss. Innsbruck 2002
Bayer, Karl, Franz Singer. Bauersmann, Baumeister und Stuckator aus Götzens (1724-1789), Innsbruck, Wien 2005, S. 52-60

Citation:

Frank Purrmann "Kath. Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus" in "Discover Baroque Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://baroqueart.museumwnf.org/database_item.php?id=monument;BAR;at;Mon11;10;de

Autor: Frank Purrmann

MWNF Arbeitsnummer: AT 10