Photographie: Josef Reiter,  © Josef ReiterPhotographie: Gabriele Liechtenstein,  © Gabriele LiechtensteinPhotographie: Karl Liechtenstein,  © Karl LiechtensteinPhotographie: Gabriele Liechtenstein,  © Gabriele LiechtensteinPhotographie: Gabriele Liechtenstein,  © Gabriele LiechtensteinPhotographie: Gabriele Liechtenstein,  © Gabriele LiechtensteinPhotographie: Gabriele Liechtenstein,  © Gabriele Liechtenstein


Name des Monuments:

Ehemalige Stiftskirche Spital am Pyhrn
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Spital am Pyhrn

Auch bekannt als:

Dom am Pyhrn

Ort:

Spital am Pyhrn, Bezirk Kirchdorf an der Krems, Oberösterreich, Österreich

Contact DetailsEhemalige Stiftskirche Spital am Pyhrn
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Spital am Pyhrn
Stiftsplatz 2,
A-4582 Spital am Pyhrn
T : +437563246; +4367687765394
E : pfarre.spital@diozese-linz.at
Diözese Linz (Responsible Institution)

Datierung des Objektes:

1714-1734 Bau der Kirche, Fassadenschmuck, schmiedeeiserne Gitter und Stuckarbeiten
1734 Deckenfresken in der Schutzengelkapelle und in der Sakristei
1737-1740 Fresken im Altarraum und an der Decke
1740, 1747 Seitenaltäre
1743, 1748 Oratorien
1748 Kanzel
1769 Hochaltar

Künstler:

Architekt: Johann Michael Prunner (1669-1739); Fassaden-Statuen: Severin Träxl (keine Daten) und Josef Hochedlinger (keine Daten), Stuck: Domenico Antonio Carlone (1680-1728); Fresko Altarraum: Bartolomeo Altomonte (1694-1783) und Francesco Messenta (c. 1675-1745); Fresken Schutzengelkapelle und Sakristei: Wolfgang Andreas Heindl (1693-1757); Hochaltar, Statue des hl Johannes von Nepomuk: Veit Königer (1729-1792); Kanzel, zwei Seitenaltäre (Mitte) und Statuen: (Johann) Ignaz Thenny (c. 1702-1755); Oratorien: Karl Johann Gstöttenpaur (keine Daten); Chorgestühl: Joachim Ertl (?-1808); Gemälde Seitenaltäre: Martin Johann Schmidt (1718-1801) und Michelangelo Unterberger (1695-1758); schmiedeeiserne Gitter: Andreas Ferdinand Lindemayr (1686-1759)

Periode / Dynastie:

Hochbarock

Bezeichnung / Denkmalgattung:

Religiöse Architektur

Bauherr(en):

Die Fürstbischöfe von Bamberg (Bayern, Deutschland) erhielten von Kaiser Heinrich II als Schenkung das Land am Pyhrn.

Geschichte:

Kaiser Heinrich II gründete im Jahr 1007 die Diözese Bamberg, erhob sie zu einem Territorialfürstentum und zu einem freien deutschen Bistum. Den Fürstbischöfen wurde das Land am Pyhrn unter der Bedingung übergeben, die Strecke zu sichern und ein Hospiz/Hostel zu errichten. Die Reisenden, vor allem die Pilger, brauchten auf der damals stark frequentierten Route von deutschen Landen bis an die Adria, vor Überquerung des Pyhrnpasses eine Übernachtungsmöglichkeit.
Ungefähr 200 Jahre später wurde aus dem Hospiz ein Kollegiatsstift für weltliche Chorherren. In der Barockära wurde es zur Propstei erhoben. Die Pröpste errichteten daraufhin ein neues Stiftsgebäude und eine neue Kirche.
Noch einmal 200 Jahre später und Kaiser Franz II/I löste das Stift auf. Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche. Aus unbekanntem Grund übergab der Kaiser den Spitaler Besitz Benediktinern aus Baden-Württemberg, deren Kloster drei Jahre zuvor aufgelöst worden war. Die Ordensleute blieben zwei Jahre und zogen weiter nach Kärnten. Die Spitaler Herrschaft wurde daraufhin dem Religionsfonds eingegliedert und die ehemaligen Stiftsgebäude wurden von da an bis 2015 als Verwaltungsgebäude und für Wohnungen genutzt. Nach beinahe 1000 Jahren beherbergt es nun wieder ein Ho(s)tel.

Beschreibung:

Es ist nicht überraschend, dass Propst Heinrich Fürsten, der ein typischer barocker (Kirchen)Fürst war, die gotische Kirche durch eine neue ersetzte. Johann Michael Prunner errichtete das Gebäude mit steinsichtiger Fassade, in Österreich beinahe einzigartig, und mit zwei schmalen und hohen Türmen, die von Zwiebeldächern und Kreuzen mit zwei Querbalken (Patriarchenkreuzen) gekrönt werden.
Das Kircheninnere plante Domenico Antonio Carlone. Von ihm stammt die Stuckierung und das Farbschema im Kirchenschiff (weiße Wände, weiße Pilaster mit grauen Kapitellen, Farbfeldern in zarten Farben an der Empore und im Gewölbe). Das gesamte Konzept wird wohl auf Propst Fürsten zurückzuführen sein, da alles im Kirchenschiff eine Steigerung in Richtung Altarraum erfährt: die leicht konvexen Balustraden an der Empore, die wie Theaterlogen aussehen, schwingen dorthin, die Pilaster sind marmoriert, die Kapitelle vergoldet und die Wände bemalt. Der Altarraum mit dem großen Fresko als Hintergrund wird Bühne (Ordenstheater war damals sehr populär).
Unter den Nachfolgern von Propst Fürsten wurde die künstlerische Ausgestaltung weitergeführt. Andreas Ferdinand Lindemayr schuf das polychrome Trenngitter, Martin Johann Schmidt und Michelangelo Unterberger lieferten die Gemälde für die sechs Seitenaltäre, und von Veit Königer stammen der Hochaltar und die Statue des hl Johannes von Nepomuk (gegenüber der reich dekorierten Kanzel).
Künstlerische Höhepunkte der Kirche bilden das Fresko im Altarraum von Bartolomeo Altomonte (Figuren) und Francesco Messenta (illusionistische Malerei) sowie Wolfgang Andreas Heindls Deckenmalereien in der Schutzengelkapelle und in der Sakristei.

View Short Description

Die ehemalige Stiftskirche wurde im Barock unter drei Pröpsten gebaut und ausgestattet. Jeder Bauherr beschäftigte bekannte Künstler, die gemeinsam ein anerkanntes Gesamtkunstwerk schufen: Johann Michael Prunner, der Architekt, errichtete eines der wenigen Gebäude Österreichs mit Steinfassade (die meisten sind färbig verputzt) und schuf einen bewegten Innenraum mit vorschwingenden Emporen und darüberliegend zurückgesetzten Lichtfenstern.
Bartolomeo Altomonte und Francesco Messenta malten das Altarfresko, das zu den bedeutendsten illusionistischen Malereien Österreichs zählt. Die expressiven Deckenfresken in der Schutzengelkapelle und in der Sakristei stammen von Wolfgang Andreas Heindl. Veit Königer, der ein bedeutender Bildhauer war, schuf den Hochaltar und die Statue des hl Johannes von Nepomuk gegenüber der Kanzel.

Wie wurde das Monument datiert:

Dokumente, Archivalien

Special features

Fassade und Platz vor der Kirche

Stiftsplatz 2

1714-1730, 1756 und 1771

Johann Michael Prunner, Severin Träxl, Josef Hochedlinger, Veit Königer, Matthäus Lindemayr

Die in die Höhe strebende Kirche mit zweigeschossiger Fassade und dreigeschossigen Türmen hat eine steinsichtige Fassade und Türme mit Zwiebeldächern und Patriarchenkreuzen auf der Spitze. Diese Hoheitszeichen – die Höhe des Bauwerks, die steinsichtige Fassade und die Kreuze mit den zwei Querbalken – spielen vermutlich auf den (territorialen) Machtanspruch der Spitaler Pröpste an. Wahrscheinlich wollten sie damit einesteils darauf verweisen, dass sie den Fürstbischöfen von Bamberg unterstehen und andererseits die Unabhängigkeit von der Herrschaft der Habsburger herausstreichen.
Die elegante Fassade ist in den Nischen und über dem Portal mit Steinstatuen geschmückt: in der Mitte stehen die Gottesmutter mit dem Jesuskind, im Sockelgeschoss die Aposteln Peter und Paul. Der Bildhauer Severin Träxl schuf die Statuen (1725). Gottvater, der über allem thront, und die Figuren des Gründers Kaiser Heinrich II, Bischof Ottos II von Bamberg und die Engel oberhalb des Portals stammen von Josef Hochedlinger (1728-30).
Veit Königer fertigte 1771 die Dreifaltigkeitssäule auf dem Platz vor der Kirche. Sie ist von einem Staketenzaun und Steinpfeilern umgeben, um einen äußeren heiligen Bezirk abzugrenzen. Alle schmiedeeisernen Arbeiten (Gitter, Tore und Fenstergitter) stammen vermutlich von Matthäus Lindemayr (1756).

Fresko

Altarraum

1737-1740

Bartolomeo Altomonte und Francesco Messenta

Den künstlerischen Höhepunkt der Kirche bildet das Fresko der Himmelfahrt Mariens im Chorraum. Die Muttergottes ist von Engeln umgeben und wird im Himmel von Gottvater, Gottsohn und dem Heiligen Geist erwartet. Die Szene wird – typisch barock – von einem Engelskonzert begleitet. Weiter unten sieht man die Aposteln, die das Grab leer finden, aber – gemäß einer Legende – mit Rosen ausgelegt. Vielleicht spielen die kleinen Engel (rechts der Madonna und darunter), die Blumen streuen, darauf an.
Dieses Fresko gilt allgemein als Altomontes Hauptwerk. Kunsthistoriker bezeichnen es sogar als das bedeutendste scheinillusionistische Kunstwerk Österreichs. Aber: es war Francesco Messenta, der die Architekturmalerei ausführte – wie die Säulen in 3D und die Balustraden der Deckenmalerei. Es ist bemerkenswert, wie nahtlos Messenta die reale Architektur mit der gemalten fortsetzte.
Die gesamte Komposition bezieht sich auf die Figura 47 aus Andrea Pozzos Perspectiva pictorum et architectorum (Perspektive in Architektur und Malerei, vol. II).

Deckenfresken

Schutzengelkapelle und Sakristei

1734

Wolfgang Andreas Heindl

Die ausdruckstarken Deckenfresken in der Schutzengelkapelle (früher Propst-Sakristei) schuf Wolfgang Andreas Heindl, der damals bekannter war als Bartolomeo Altomonte. In Bezug auf die gemalte Architektur orientierte sich Heindl wie die meisten Maler an Andrea Pozzos Werk über die Perspektive (so wie auch Altomonte und Francesco Messenta). Er entwickelte diese Kunst weiter und malte perspektivische Räume, die er kompliziert hintereinander verschachtelte, wie man auch auf einigen der Gemälde sehen kann. In der ehemaligen Propst-Sakristei zeigen die Fresken die Opferung Isaaks und die Einweihung des Tempels durch König Salomon.
Gegenüber der Kapelle befindet sich die heutige Sakristei, früher die Sakristei der Chorherren. Die Deckenfresken, die den Hohepriester zeigen, der David die heiligen Schaubrote für den Empfang reicht und das Osterlamm-Essen der Israeliten beim Auszug aus Ägypten, stammen ebenfalls von Wolfgang Andreas Heindl. Alle Fresken in beiden Räumen sind von feinen Stuckornamenten umgeben.

Literaturauswahl:

Brandstätter, Franz, Stiftskirche Spital am Pyhrn, Wels: Selbstverlag, s.a.
Brucher, Günther, Barockarchitektur in Österreich, Köln: DuMont, 1983: 119 und 256/259.
Guldan, Ernst, Wolfgang Andreas Heindl, Wien/ München: Verlag Herold, 1970: 51/53.
Heinzl, Brigitte, Bartolomeo Altomonte, Wien/ München: Verlag Herold, 1964: 28/30.
Tischler, Erich, Stiftskirche in Spital am Pyhrn, Salzburg: Verlag St Peter, 2008.

Citation:

Gabriele Liechtenstein "Ehemalige Stiftskirche Spital am Pyhrn
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Spital am Pyhrn" in "Discover Baroque Art", Museum With No Frontiers, 2024. https://baroqueart.museumwnf.org/database_item.php?id=monument;BAR;at;Mon11;37;de

Autor: Gabriele Liechtenstein

MWNF Arbeitsnummer: AT 37