Stift St. Florian und Stiftsbasilika
Stift und Stiftsbasilika der Augustiner-Chorherren von St. Florian
St. Florian, Bezirk Linz-Land, Upper Austria, Österreich
1674-1676/77 Meierhof
1686-1708 Bau der Kirche
1690-1695 Fresken Kirche
1695-1708 Westflügel
1706-1714 Stiegenhaus Westflügel
1713 Portal Westflügel
1706-1731 Gemälde, Stuck, Öfen, Ausstattung der Gästezimmer
1718-1724 Südflügel Marmorsaal
1719 Gemälde Augustinus-Altar (Kirche)
1724/25-1730 Sommer-Refektorium
1744-1750 Ostflügel Bibliothek
1750 Fresken Kirchenchor
Architektur Kirche: Carlo Antonio Carlone (ca. 1635-1708); Stuck: Bartolomeo Carlone (ca. 1650-1724); Fresken: Johann Anton Gumpp (1654-1719) und Johann Melchior Steidl (1657-1727); Fresken Chorraum: Domenico Francia (1702-1758); Statuen Floriani und Augustinus Altar: Leonhard Sattler (1676-1744); Augustinus Altar-Gemälde: Johann Michael Rottmayr (1654-1730) Architektur Stiftsgebäude: Carlo Antonio Carlone (ca. 1635-1708); Jakob Prandtauer (1660-1726); Gotthard Hayberger (1695-1764); Statuen, Möbel, Dekoration: Leonhard Sattler (1676-1744); Stuck: Bartolomeo Carlone (ca. 1650-1724), Giovanni Manfredo Maderno/Maderni (1670-after 1700), Diego Francesco Carlone (1674-1750), Paolo d´Allio (1655-1729) Architektur Meierhof (Ställe, Kornspeicher, landwirtschaftliche Verwaltung): Carlo Antonio Carlone (ca. 1635-1708)
Barock (verschiedene Phasen)
Religiöse Architektur
Der/die Gründer/Stifter sind unbekannt.
Unter Römischer Herrschaft bekannte sich (der spätere heilige) Florian(us) öffentlich zum Christentum, wurde deswegen gefoltert und gefesselt in den Fluss Enns geworfen, wo er starb. Vermutlich wurde er unter der Stiftskirche begraben, woraufhin St. Florian bald als Platz über dem Grab des Heiligen bekannt wurde.
Das Stift wurde vermutlich von Bewohnern der Gegend gegründet und nicht wie viele andere Abteien von einem Fürsten oder einem Aristokraten. Die Augustiner Chorherren erwarben im Laufe der Jahrhunderte eigenen Besitz und eigenes Vermögen und konnten während der Barockära neue Gebäude errichten. Unter Kaiser Joseph II mussten sie Enteignung und Verluste hinnehmen, wovon sich Stift St. Florian glücklicherweise erholen konnte. Es ist bis heute für seine prachtvolle barocke Architektur bekannt.
Nach dem Ende der Kriege gegen das Osmanische Reich beauftragten die Augustiner Chorherren einen Architekten mit dem Bau einer neuen Kirche auf dem Platz eines früheren Gotteshauses. Als nächstes wurde, daran anschließend, der enorm lange Westflügel errichtet. Ein anderer Architekt, der das repräsentative Stiegenhaus leicht änderte und fertigstellte, fügte auch das mächtige Portal bei, das sich über drei Stockwerke erstreckt.
Der Südflügel mit dem pavillonartig herausgestellten Marmorsaal gilt als das Wahrzeichen von St. Florian. Der Hof wurde mit dem Bau des Ostflügels geschlossen, in dessen Mitte sich die Bibliothek befindet. Es gibt noch einen anderen, kaum zu sehenden Trakt, der im Nordosten des Stiftsgebäudes herausragt, das Sommer-Refektorium, das ein geplantes, nicht ausgeführtes Projekt erahnen lässt. Es sollte ein Zwillingsgebäude (ein Theater) gegenüber und einen anschließenden weitläufigen französischen Garten erhalten.
Wie etliche Menschen dieser Epoche liebten es auch die fünf im Barock lebenden Prälaten und Pröpste, neue Gebäude zu errichten. 1686 bauten sie eine neue Kirche, wobei romanische und gotische Wände eines früheren Baus miteinbezogen wurden, und zu Beginn des 18. Jahrhunderts neue Stiftsflügel. Es brauchte 65 Jahre und drei Architekten, um das Ensemble fertigzustellen. So kann man an Stift St. Florian besonders gut erkennen, wie sich barocke Kunst und Architektur innerhalb von beinahe sieben Jahrzehnten entwickelten.
Historische Dokumente
Im Nordwesten des Stiftsgebäudes (auf romanisch-gotischem Grundriss und unter Einbeziehen einiger Teile der älteren Architektur)
1686-1708
Architektur: Carlo Antonio Carlone, Stuck: Bartolomeo Carlone, Fresken: Johann Anton Gumpp und Johann Melchior Steidl
Kurioserweise kann man von dieser groß dimensionierten Basilika – mit dreigeschossiger Fassade, zwei 80 m hohen Türmen mit Kuppeln und Laternenaufsätzen – kein Foto der Hauptfassade machen. Eine knapp gegenüberstehende Wand zwingt den Betrachter, nahe davor zu stehen (auch auf der Terrasse), sodass man mit den Augen immer nur Teile der Architektur erfassen kann.
Das Kircheninnere mit großen, weißen Halbsäulen und bewegtem Gebälk präsentiert sich mächtig, festlich und elegant. Das Gesims mit reicher Stuckverzierung beherrscht den Raum, so dass die beiden leicht vorspringenden Chororgeln beinahe unbedeutend wirken. Im Unterschied zur Architektur stehen die unprätentiösen Fresken im Gewölbe, die an manchen Stellen das Hauptmotiv des Kircheninneren, die Säulen, illusionistisch weiterführen.
Südflügel und Westflügel
1706-1714 West-Flügel und 1718-1724 Süd-Flügel
Architektur Treppenhaus: Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer, Architektur Marmor-Saal: Jakob Prandtauer, Öl- und Freskomalereien: Bartolome Altomonte
Nach Carlo Antonio Carlones Tod, der beauftragt war, die Kirche und Stiftsgebäude (wieder) zu errichten, übernahm Jakob Prandtauer die weiteren Bauarbeiten. Er war ein bekannter Architekt und wollte dem Bau natürlich seinen Charakter verleihen. Er betonte den unendlich scheinenden Westflügel mit einer dreigeschossigen Portalanlage, überarbeitete das Treppenhaus und seine Fassade und fügte in der Mitte des Südflügels den hervortretenden Marmorsaal bei.
Wenn man das Stiegenhaus – eine typische barocke Anlage – hinaufgeht, kommt man durch verschiedene Teilstücke mit unterschiedlichen Ausblicken in den Hof. Es kulminiert in einer zurückgesetzten Terrasse im 2. Stock, einer Art Kaiserloge mit prächtigem Blick. Propst Johann III Födermayr ließ sie erbauen. Er liebte schlossartige Architektur, wie man am Aussehen des Marmor-Saals erkennen kann, der ebenfalls unter ihm errichtet wurde. Die Fassade ist durch besonders hohe Fenster und Säulen-Arrangements (über 3 Geschoße) und ein Mansardendach gekennzeichnet, wie es meist für Schlösser verwendet wurde (derselbe Propst ließ in der Nähe ein Schlösschen ebenfalls mit Mansardendach bauen). Das reich dekorierte Innere des Marmor-Saals mit Öl- und Freskomalereien preist die Taten Prinz Eugens von Savoyen, der den Krieg gegen die Osmann gewann und damit dem Heiligen Römischen Reich langzeitigen Frieden bescherte.
West-Flügel 2. Stock
1706-1714
Leonhard Sattler und Mitglieder seiner Familie, sowie Mitglieder der Familie Jegg
Wie in beinahe jedem Kloster gab es auch in Stift St. Florian eigene Räume für die Kaiserfamilie, wenn sie auf Reisen war. Das war eine sinnvolle Einrichtung in einer Zeit, als es nur wenige Beherbergungsbetriebe gab, von denen die meisten schmutzig und unsicher waren. Die 16 Gästezimmer verfügen noch über die teils originale Ausstattung und über originale Möbel aus dem 18. Jahrhundert, die von oberösterreichischen Handwerkern gefertigt wurden. Bemerkenswert sind die Skulpturen oberhalb der Türen, die leuchterhaltenden Figuren und die Bettpfosten im sogenannten Prinz Eugen-Zimmer. Plastiken und Wandmalereien erinnern an seine Siege über die Osmanen. Statuen, Möbel, Türen und Böden in den Gästezimmern wurden von Mitgliedern der Familien Sattler und Jegg gefertigt. Der begabteste Künstler-Handwerker unter ihnen war Leonhard Sattler, der Möbel, Dekorationsstücke, alle Holzfiguren, aber auch die Steinfiguren und Ornamente am dreigeschossigen Portal schuf.
Holzinger, Johann/Buchmayr, Friedrich (Hg.), Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, Regensburg: Verlagsgruppe Schnell und Steiner, 2009.
Korth, Thomas, Stift St. Florian. Die Entstehungsgeschichte der barocken Klosteranlage, Nürnberg: Verlag Hans Carl, 1975.
Luger, Walter, Stifte in Oberösterreich und in den angrenzenden Gebieten, Linz: Oberösterreichischer Landesverlag Linz, 1969: 90-106.
Wagner, Christoph/Rehberger, Karl, Augustinerchorherrenstift St. Florian, Wien: Christian Brandstätter Verlag, 1986.
Weigl, Huberta, Jakob Prandtauer (1660-1726), Baumeister des Barock, Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2021: Bd. 1, 241-295.
Gabriele Liechtenstein "Stift St. Florian und Stiftsbasilika" in "Discover Baroque Art", Museum With No Frontiers, 2025.
https://baroqueart.museumwnf.org/database_item.php?id=monument;BAR;at;Mon11;40;de
Autor: Gabriele Liechtenstein
MWNF Arbeitsnummer: AT 40